Die Schlacht von Monte Cassino
Das zerstörte Kloster Am Fuße des weithin sichtbaren, wiedererbauten Klosters Montecassino in Italien reihen sich unter den Flaggen dieser Welt Kloster Friedhof an Friedhof. Hier ruhen annähernd 30.000 Gefallene des 2. Weltkrieges aus 26 Nationen. Im Kampf gegeneinander grausam des Lebens beraubt, im Tod nun still vereint klagen sie die Schrecken der Kriege an. Die mehr als 20.000 Gräber allein des deutschen Soldatenfriedhofes in der felsigen Landschaft am Fuße des Klosters lassen heute nur noch erahnen, welcher befohlener Kriegsirrsinn einst dort tobte. Hier, an der sogenannten Gustav-Linie in Italien, lieferten sich alliierte und deutsche Truppen die größte Völkerschlacht des 2. Weltkrieges. Rund 50.000 deutsche Soldaten sollten unter dem Beschuss von 1.600 Geschützen über 200.000 alliierte Kämpfer am Durchbruch hindern. Das älteste Benediktiner-Kloster der Welt wurde aufgrund der Vermutung, dort hätten sich deutsche Soldaten verbarrikadiert, durch den schwersten Bombenangriff auf ein einzelnes Gebäude vollständig in Schutt und Asche gelegt. Auch die Stadt Casino und weitere umliegende Dörfer und Städte wurden im Verlauf der Kämpfe komplett zerstört.
2. Weltkrieg, die Schlacht von Monte Cassino: Ende 1943 kam der alliierte Vormarsch in Italien an der von der deutschen Wehrmacht quer durch das Land gezogenen "Gustav-Linie" zum Stehen. Die Verteidigungsstellung war im Westen Italiens am stärksten ausgebaut, um den Vorstoß der Alliierten durch das Liri-Tal nach Rom zu verhindern. Einen zentralen Bestandteil im deutschen Verteidigungskonzept stellte der Monte Cassino dar, der 520 Meter über der Stadt Cassino aufragt. Auf seinem Gipfel befand sich ein im Jahre 529 erbautes Benediktinerkloster. Am 17. Januar 1944 begannen die erfolglosen Frontalangriffe alliierter Truppen auf die von den Deutschen stark befestigten Stellungen um die Stadt Cassino und den Berggipfel. Die Sturmangriffe und verbissenen Grabenkämpfe kosteten Verteidiger wie Angreifer unzählige Opfer. Zum Auftakt einer zweiten Angriffswelle der neuseeländischen 2. Division verlangte ihr Kommandeur General Bernard Freyberg (1889-1963) daher die massive Bombardierung der Verteidigungsstellungen und des Klosters, hinter dessen Mauern er eine deutsche Funk- und Aufklärungsstation vermutete. Mit Rücksicht auf die historische Bedeutung des Kulturdenkmals hatte der deutsche Oberbefehlshaber in Italien, Albert Kesselring, die Miteinbeziehung des Klosters in die Verteidigungsstellungen jedoch im Dezember 1943 ausdrücklich verboten. Das Betreten eines festgelegten Sperrkreises um das Gebäude war den Wehrmachtssoldaten untersagt. Zum Zeitpunkt des Angriffs von 229 amerikanischen Kampfflugzeugen am 15. Februar 1944 hielten sich daher nur Mönche und Flüchtlinge, zumeist Frauen und Kinder, in den Kellergewölben des Klosters auf, das durch 500 Tonnen Spreng- und Brandbomben bis auf die Grundmauern zerstört wurde. Lediglich die frühmittelalterliche Krypta blieb unversehrt. Unmittelbar nach der Bombardierung bezogen deutsche Truppen die Ruinen des Klosters in ihre Verteidigungsstellungen mit ein, die auch in den nächsten Monaten für die Angreifer uneinnehmbar blieben. Erst ein angesichts der prekären militärischen Situation in Italien von Kesselring am 17. Mai erteilter Rückzugsbefehl für die Wehrmacht nach Norden ermöglichte exilpolnischen Verbänden einen Tag später die Einnahme des Klosters.
Hintergrund: Zwei Wochen nach Abschluss der alliierten Landung auf Sizilien setzten am 3. September zwei britische Divisionen erstmals auf das italienische Festland an der "Stiefel-Spitze" in Kalabrien über. Die Hauptmacht der alliierten Streitkräfte landete sechs Tage später in Salerno südlich von Neapel. Beide Städte konnten bis Anfang Oktober 1943 nur unter erheblichen Verlusten eingenommen werden. Nach dem Sturz Benito Mussolinis am 25. Juli 1943 und dem mit den Alliierten abgeschlossenen Waffenstillstand durch die neue italienische Regierung unter Pietro Badoglio (1871-1956) am 3. September musste sich die Wehrmacht der britisch-amerikanischen Angriffe ohne Unterstützung des ehemaligen Achsenpartners erwehren. Der eilig von der Ostfront abgezogenen deutschen 10. Armee unter Generaloberst Heinrich von Vietinghoff (1887-1952) gelang dabei nördlich von Neapel der Aufbau einer quer über das italienische Festland verlaufenden zusammenhängenden Frontlinie. Diese in den folgenden Monaten ausgebaute "Gustav-Stellung" von der Garigliano-Mündung am Tyrrhenischen Meer bis zur Mündung des Sangro an der Adria erstreckte sich durch unwegsame Gebirgslandschaften. Ein schneller Vorstoß der Alliierten nach Norden war dadurch unmöglich. Die Kämpfe verharrten im Winter 1943/44 in Stellungskriegen, wobei die Schlacht von Monte Cassino besonders heftig und für beide Seiten verlustreich tobte.
Erst Ende Mai 1944 gelang den Alliierten eine Verbindung zu ihren am 22. Januar 1944 hinter der deutschen Front in Anzio und Nettuno südlich von Rom errichteten Brückenköpfen. Aufgrund des vom deutschen Oberbefehlshaber in Italien, Albert Kesselring, angeordneten Rückzugs seiner Truppen von der "Gustav-Stellung" nach Norden konnten alliierte Verbände am 4. Juni kampflos und unter dem Jubel der Bevölkerung in das von der Wehrmacht geräumte Rom einmarschieren. Die deutsche Heeresgruppe C zog sich in den folgenden Wochen hinter die 320 Kilometer lange Apennin-Stellung ("Grüne Linie") zurück, die sich von La Spezia über den Apennin bis in das ostitalienische Rimini erstreckte. Schwere Angriffe der 5. US-Armee und der britischen 8. Armee auf die Verteidigungsstellung mussten im Oktober 1944 wegen einsetzender schwerer Regenfälle ergebnislos abgebrochen werden. Aufgrund des ungewöhnlich harten Winters 1944/45 erstarrte die italienische Front, die nach der alliierten Invasion in der Normandie für beide Seiten ohnehin bis Mitte April 1945 nur noch einen Nebenkriegsschauplatz darstellte.
Massive Bombardements auf deutsche Nachschublieferungen über den Brenner sowie eine am 15. April 1945 von den Alliierten eröffnete Großoffensive gegen die "Grüne Linie" führten bei der deutschen Heeresführung in Italien zu der Erkenntnis, dass die Lage für die Heeresgruppe C aussichtslos geworden war. Entgegen einem ausdrücklichen Befehl von Adolf Hitler kapitulierte Kesselrings Nachfolger Vietinghoff mit den in Italien kämpfenden Wehrmachtsverbänden am 29. April 1945. (as)